Home » Krankheitsbilder » Mit 3D gegen die EoE
Krankheitsbilder

Mit 3D gegen die EoE

Foto: oOhyperblaster via Shutterstock

Ein Gespräch mit Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Direktor der Inneren Medizin am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen, über die eosinophile Ösophagitis, kurz EoE, eine seltene immunvermittelte Erkrankung, bei der die Speiseröhre chronisch entzündet ist. 

Prof. Dr. med. Joachim Labenz 

Fachabteilung Innere Medizin, Diakonie Klinikum Jung-Stilling

Was passiert bei der EoE im Körper der Betroffenen und wer ist der „typische EoE-Patient“?

Betroffen sind meistens junge Männer im Alter von 30 bis 50 Jahren. Nicht selten leiden sie zum Beispiel schon unter Heuschnupfen oder Asthma. Bei Männern ist das Erkrankungsrisiko zwei- bis dreimal höher. Aber auch Frauen, Kinder oder ältere Menschen können betroffen sein. Es gibt verschiedene Beschwerden wie Brennen hinter dem Brustbein, Schmerzen beim Schlucken oder die Nahrung bleibt sogar in der Speiseröhre stecken. Viele Betroffene vermeiden daher irgendwann bestimmte Nahrungsmittel, oft feste Nahrung wie Brot oder Fleisch. Die Symptome sind vielfältig und unspezifisch. Als Gründe vermuten Experten genetische Veranlagungen, aber auch Faktoren aus der Umwelt. 

Was sind die Herausforderungen bei der Diagnosefindung, und besteht Verwechslungsgefahr zu anderen Erkrankungen? 

Die EoE wird häufiger mit anderen Erkrankungen verwechselt, als man glaubt. Auch bei der GERD, der Refluxkrankheit, klagen Patienten über ein Brennen hinter dem Brustbein oder Schluckbeschwerden. Die GERD tritt aber häufiger auf und ist deshalb bekannter. Allerdings muss der Arzt sie anders behandeln, ihr Verlauf ist ebenfalls anders. Verwechselt wird die EoE außerdem mit anderen Entzündungen der Speiseröhre, zum Beispiel aufgrund einer Pilzinfektion. 

Zur Diagnose macht der Arzt, ein Gastroenterologe, eine Spiegelung und entnimmt mindestens sechs Gewebeproben entlang der Speiseröhre. Wichtig ist nur, dass der Patient 14 Tage vorher keinen Säureblocker genommen hat, der die Entzündung unterdrückt. Danach ist eine Diagnose recht einfach. Das Problem ist nur, dass diese relativ junge Krankheit selbst unter Ärzten vergleichsweise unbekannt ist. Beim Hausarzt fällt die Krankheit daher oft nicht auf. Dann startet womöglich eine falsche Therapie. Mein Appell ist daher: Wenn ein Patient unter Schluckbeschwerden leidet, ein Brennen während der Mahlzeit spürt, Nahrung hängen bleibt und eine Behandlung bisher nicht zielführend war, dann sollte man auch an die EoE denken. Irgendwann fangen Patienten an, bei der Nahrungsaufnahme lange zu kauen oder viel nachzutrinken. Auch Ärzte können bei der Anamnese gezielt nach solchen Verhaltensweisen fragen. 

Wie kann die EoE behandelt werden, und können Betroffene unter Therapie ein beschwerdefreies Leben führen?

Man fasst die drei Möglichkeiten unter den „3 D“ zusammen, also Diet, Drugs und Dilatation. Eine Diät ist recht kompliziert, weil man mit ihr potenzielle Allergieauslöser herausfinden möchte. Dafür werden erst Allergene vom Speiseplan gestrichen und dann wieder Schritt für Schritt zugeführt. Die erste Wahl ist daher eine medikamentöse Behandlung. Man wählt ein lokal wirksames Kortison, ähnlich wie bei der Behandlung von Asthma. Rund ein Drittel der Patienten ist auch initial erfolgreich mit Säureblockern behandelbar, allerdings fehlen aussagekräftige Daten zum langfristigen Einsatz. Bei Patienten, bei denen eine medikamentöse Therapie nicht möglich oder ungenügend wirksam ist, kann der Arzt eine mechanische Aufweitung der Speiseröhre, die sogenannte Dilatation, durchführen. Da dieser Eingriff aber nicht die eigentliche Entzündung bekämpft, wird die Dilatation grundsätzlich mit entzündungshemmenden Medikamenten kombiniert, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Ziel der Therapie ist, dass die Patienten wieder einen geregelten Alltag aufnehmen können. 

Warum ist es so wichtig, die EoE so früh wie möglich zu diagnostizieren, und welche Gefahren bestehen für Patienten, die falsch oder gar nicht diagnostiziert werden?

Wichtig ist für viele Betroffene sicher erst mal die Botschaft, dass es aufgrund dieser Erkrankung keine Krebsgefahr gibt. Kommt es jedoch zu einem chronischen Entzündungsprozess, kann die Speiseröhre vernarben und sie wird eng. Wie schwer das Schlucken dann fällt, kann sich jeder vorstellen. Laut Untersuchungen in der Schweiz kommt es in 100 Prozent der Fälle zu solchen gravierenden Folgen, wenn die Krankheit über Jahrzehnte nicht behandelt wurde. Auch eine Therapie ist in dieser Art Endzustand nur noch schwer möglich. Natürlich kommt hinzu, dass die Betroffenen im Alltag sehr unter den Folgen leiden. Deshalb sollte man die Krankheit frühzeitig und damit effektiv behandeln, um Langzeitschäden zu vermeiden. 

Typische Patientenbilder GERD und EoE

Nächster Artikel